Kultur und Menschen – unter diesem Stichwort lässt sich unser Reiseabschnitt in das Omo Valley zusammenfassen.

Ein Besuch im Süden des Landes ist geprägt von der Begegnung mit Menschen der unterschiedlichsten ethnischen Gruppen und ist wie der Blick in eine andere Welt. Mursi, Hammar, Banna, Ari, Dorso, Konzo, …Kulturen, Traditionen und Bräuche, die uns unglaublich fremd und oft auch sehr irritierend erscheinen. Wir haben viel erfahren über Tradition, Lebensweise, gesellschaftliche Strukturen und Rollen, Alltag, …..und der Besuch des South Omo Museums und Research Center in Jinka hat vieles nochmal zusammengefasst oder vertieft.

Der Besuch der Dörfer hat uns jedoch oft fragend zurückgelassen und es hat nicht lange gedauert, bis wir beide die Art und Weise des dort praktizierten Tourismus sehr hinterfragten. Oftmals drängte sich der Vergleich zu einem „Viehmarkt“ auf. Wir haben dann lieber Märkte besucht als Dörfer, weil wir dort eher den Eindruck von Authentizität hatten.

Wie auch immer – es ist ein Einblick in eine Welt, die so ganz anders ist. Ich mache keinen Hehl daraus – die Reise in den Süden hat mich immer wieder innerlich Abstand nehmen lassen. Für mich wurden bei der Begegnung mit den Menschen in den Dörfern, vor allem ganz im Süden, an der Grenze zum Sudan, zu viele Werte berührt. Traditionelle Riten und Bräuche sind insbesondere für Frauen und Kinder oft mit schweren körperlichen Übergriffe verbunden, für die ich keine Toleranz aufbringen kann und will. Und ich hatte oft den Eindruck, dass der Tourismus – und wir damit eingeschlossen – dafür sorgen, dass Traditionen beibehalten werden und dringend notwendiger Fortschritt, wie z.B. Bildung und medizinischen Versorgung, nicht zugelassen wird.

Deutlich wurde mir dies u.a. durch meine Frage, ob die Kinder der ethnischen Gruppen in die Schule gehen bzw. die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Ich erhielt die Antwort, sie hätten kein Interesse daran. Fraglich, ob es wirklich mangelndes Interesse ist oder ob es einfach nicht geduldet wird. Warum sollte Ihnen der Schulbesuch von den Dorfvorständen auch erlaubt werden, wenn doch Touristen kommen, die für jedes gemachte Bild bereit sind, Geld zu zahlen. Zunächst hatte Thomas noch Spaß beim Fotografieren, aber auch das hat sich bald geändert.

So war ich froh, als wir nach 8 Tagen wieder Richtung Norden gefahren sind und ich würde von einer zukünftigen Reise ins Omo Valley absehen. In Arba Minch haben wir uns von Teshome, unserem Fahrer während der Tour durch den Süden und seiner Familie verabschiedet, die uns noch zum Abendessen und zur traditionellen Kaffeezeremonie eingeladen haben. Das war für mich die schönste Begegnung, weil wir durch die Gespräche dort einen sehr authentischen Einblick in das Leben einer äthiopischen Familie erhalten haben.

Wir haben den Süden hinter uns gelassen und sind über Addis Ababa ein Stück weiter nach Norden geflogen. Wir wollten uns einfach zwei komplette Fahrtage auf holprigen Straßen ersparen.