Farmarbeit

In diesem Sabbatjahr wollten wir nicht nur reisen, sondern auch mal für einige Wochen an einem Ort bleiben und arbeiten. Die Erkenntnis bei der vorherigen Recherche war, dass es kaum Volunteereinsätze gibt, die nichts kosten. Und so war es nicht einfach, was Passendes zu finden, das dann gleich unsere Reisekasse zu sehr strapaziert.

Wir haben eine Finca in Costa Rica gefunden, die Pferde nach der Methode „Natural Horsemanship“ trainieren als auch ein kleines B&B haben und dabei „nur“ ca. € 40/Tag/Person kostete. Das schien uns der passende Ort zu sein. Fünf Arbeitstage, 5 Stunden Arbeit am Tag, 4 Stunden Spanischunterricht/Woche, zwei Reitstunden und Kost und Logis inklusive.

Wir waren insgesamt 9 Volunteers und natürlich waren wir mit Abstand die Ältesten. Das hat uns nicht überrascht, wir haben vielmehr damit gerechnet. Es war eine tolle Truppe, junge Leute aus Deutschland, Canada und Frankreich. Unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Fähigkeiten – und wir haben so gut zusammengearbeitet, dass die Arbeit (meist) richtig Spaß gemacht hat.

Zu unseren Aufgaben gehörten u.a. Frühstück für Gäste und Mitarbeiter zubereiten (jeden Tag gab´s frisch gebackene Brötchen), Offenstall saubermachen, Füttern, Pferde- und insbesondere intensive Hufpflege (aufgrund des immer nassen Bodens war dies besonders wichtig), verletzte und kranke Pferde versorgen, Weidezäune kontrollieren, Gras häckseln, Materialpflege, Hühner versorgen, Hunde und Katzen füttern, Pflanzen in und ums Haus versorgen, Gästezimmer richten, ….und dann auch immer wieder andere Aufgaben wie z. B. beim Betonieren einer Einfahrt helfen, eine Garage entrümpeln, Heuballen stapeln, usw. usf. Wir waren gut beschäftigt und darüber hinaus haben wir Volunteers auch noch für uns und mitunter auch für die Gäste gekocht. An Tagen, in denen wir Koch – oder Spüldienst hatten, waren wir gefühlt durchgängig beschäftigt.

Wir hatten jede Woche zwei gute Reitstunden, in denen wir nochmal viel gelernt haben. Nicht nur im Bereich der Bodenarbeit, auch Sitzschulung und Reiten mit feinsten Hilfen. Und so haben wir nun auch ein Zertifikat, dass wir Natural Horsemanship Level 1a und b abgeschlossen haben. Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir täglich im Sattel sitzen – dem war leider nicht so.  Wir waren mehr mit den Dingen rund ums Pferd beschäftigt.

Besonders schöne Momente waren für mich die evening-care. Am Abend mussten alle Pferde, Hunde und Katzen nochmal gefüttert werden, in den Tränken wurde Wasser aufgefüllt, die verletzten Tiere wurden nochmal medizinisch versorgt und das Hühnerhaus wurde für die Nacht fix gemacht. Wenn dann alles gemacht war und ich noch bei einem der hufgeschädigten Tiere beim Hufbad stand, alles um mich herum still und friedlich war und nur noch das Malmen der Pferde zu hören war – das waren Momente, die ich sehr geliebt habe.

An einem sonnigen Tag (von denen es ganz wenige gab) sind wir mit den Pferden zum Fluss. Die Pferde wälzten sich im Schlamm, gingen schwimmen und alle hatten richtig Freude dabei.

Unterm Strich – unsere Erwartungen, bzw. das was durch Internetrecherche an Erwartungen geweckt wurde, wurden nicht erfüllt. Es gab einige Dinge, die uns, auch mit zunehmendem Abstand, fragend und irritiert zurückließen.

 

 

Tiere des Dschungels zu Besuch

Die Finca lag direkt angrenzend an den Regenwald. Auf einem Baum neben dem Reitplatz lag eines Tages ein Faultier und wenige Tage später waren es dann zwei – Mutter mit Kind. Und nahe am Regenwald gibt es natürlich auch andere Tiere. So lag z.B. eine Boa im Hühnerstall – leider mit einem Huhn im Bauch. Sie wurde in einen Sack verfrachtet und in den Regenwald zurückgebracht. Zwei weitere Schlangen haben ihren Aufenthalt auf dem Farmgelände mit dem Leben bezahlt – sie waren hochgiftig und einfach zu gefährlich für Menschen und Tiere. Thomas entdeckte eines Morgens eine Tarantel neben dem Grasstand.

 

Freizeitaktivitäten

An unseren freien Tage hatten wir Spanischunterricht oder haben Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung der Farm gemacht.

Wir hatten ja gedacht, dass wir in den Wochen auf der Finca unsere Spanischkenntnisse richtig weit voranbringen. Aber außerhalb des  Spanischunterrichts haben wir hauptsächlich Deutsch und Englisch gesprochen und so unsere angewandten Spanischfähigkeiten nicht in dem Maß erweitert, wie erwartet. Aber der Spanischunterricht mit Ronny hat uns trotzdem viel Spaß gemacht und wir haben zweifellos noch einiges dazugelernt.

Ansonsten sind wir mit dem Bus nach Turrialba in die Smoothie-Bar gefahren, haben in der Bäckerei leckere süße Stückchen gegessen, haben eine Tour auf den Vulkan Irazu gemacht, die Basilika von Cartago besichtigt und haben eine Rafting-Tour gemacht. Das war sicher unser Highlight. Wir waren 5 Volunteers von der Farm und zwei unserer B&B-Gäste aus den USA. Der Fluss führte aufgrund der vorherigen starken Regenfälle viel Wasser, die Stromschnellen waren heftig und wir erwischten einen Tag, an dem mal ausnahmsweise kein Regen fiel. Der Fluss führte uns durch Canyons und wunderschöne Landschaften, vorbei an Wasserfällen und die Fahrt durch den Regenwald war ein Genuss.

Natürlich wollten wir den Advent in Costa Rica nicht unbeachtet lassen. An einem Adventssonntag hatten wir eigentlich einen langen Ausritt geplant. Dieser fiel buchstäblich ins Wasser, weil die Ausläufer eines Hurrikans über uns hinwegzogen und viel Regen, Wind und Kälte mit sich brachten. Die Stimmung war gedrückt, alle waren etwas enttäuscht und so haben Lea ( Au pair-Mädchen) und ich für alle Weihnachtsplätzchen gebacken und zum Adventscafé eingeladen. Und als Lea dann wenig später noch den „Anderen Advent“ auspackte, war es fast wie an Advent zu Hause.

Irgendwann haben wir beide gespürt, dass es wieder Zeit ist, den Rucksack zu packen und weiter zu ziehen. Wir wollten wieder unterwegs sein und haben entschieden, die Finca schon vor Weihnachten zu verlassen und die Weihnachtstage am Meer zu verbringen. So haben wir 5 Tage eher als geplant „Lebt wohl“ gesagt und hoffen, den/die ein oder andere unsere Gruppe irgendwo auf dieser Welt wiederzusehen.